Häufige Fragen zum Lang-Stereotest I & II
Die Testversionen unterscheiden sich durch die Testobjekte, deren Querdisparität, das Zufallspunktemuster.
- Der Lang-Stereotest I hat die 3 Testobjekte CAT (1200’’), STAR (600’’) und CAR (400’’). Sie sind in einem Dreieck angeordnet.
- Der Lang-Stereotest II hat die 4 Testobjekte ELEPHANT (600’’), TRUCK (400’’), MOON (200’’) und STAR (200’’). Sie sind in einem Viereck angeordnet. STAR ist dank einer dunkleren Einfärbung auch mit nur einem Auge erkennbar.
Folgende Unterschiede bestehen zwischen den alten und neuen Versionen des Lang-Stereotest:
- Die neuen revidierten (R-)Versionen weisen eine höhere Druckqualität und gleichmässigere Zufallspunktmuster auf. Die Testobjekte sind dadurch besser getarnt als bei den Vorgängern.
- Auf der Rückseite ist die Anordnung der Testobjekte seitenverkehrt dargestellt. Der Untersucher kann sich daran orientieren und die Augenbewegungen des Probanden kontrollieren. Ein aufmerksamer Blickwechsel zwischen den Testobjekten ist ein starker Hinweis darauf, dass diese erkannt wurden.
- Die Rückseite enthält eine Schemazeichnung sowie eine Kurzanleitung in Englisch zur korrekten Testanwendung.
- Die Ecken der Testkarten sind abgerundet.
- Brillenfreiheit: Dieser Vorteil gegenüber den anderen beiden Tests, welche Testbrillen erfordern, fällt umso mehr ins Gewicht, je jünger die untersuchten Kinder sind: Der Lang-Stereotest II konnte bei 94.4% aller Kinder in einer Stichprobe von knapp 2400 Kindern zwischen 6 und 72 Monaten durchgeführt werden, deutlich mehr als bei den anderen Tests.
- Perfekte Tarnung: Die Verwendung von Random-Dot-Stereogrammen für das Screening ist ein klarer Vorteil gegenüber Kontur-Tests wie dem Titmus-Test,. Beim letzteren wird bei Kindern gelegentlich irrtümlicherweise das Greifen nach dem auch einäugig erkennbaren Testobjekt (Fliege) als Zeichen für eine vorhandene Stereopsis interpretiert, obschon diese fehlt, beispielsweise bei Vorliegen eines Mikrostrabismus.
- Wenige, kindergerechte Bilder auf derselben handlichen Testkarte: Das positive Testergebnis kann bestätigt werden, wenn das Kind nicht nur die 3 Objekte richtig benennt, sondern auch sagen kann, welches der Objekte am weitesten bzw. am wenigsten prominent sind.
- Abgestufte Querdisparitäten, die dem realen 3D-Bereich für die Nähe entsprechen: Von 1200 bis 200 Bogensekunden.
- In einer 2014 veröffentlichen Vergleichsstudie von Ancona et. al erwies sich der Lang-Stereotest I im Vergleich zum Titmus-Test, zum TNO-Test und zum Lang-Stereotest II als für das Screening von Strabismus und Mikrostrabismus als derjenige Stereotest mit der höchsten Sensitivität (89.8%) und Spezifität (95.2%) sowie den höchsten positiven und negativen prädiktiven Werten. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25419114/
Häufige Fragen zur Funktionsweise
Der Test kann Sehstörungen nachweisen, bei welchen das beidäugige räumliche Sehen teilweise oder ganz eingeschränkt ist.
Dazu gehört die Amblyopie mit ihren verschiedenen Formen. Amblyopie bedeutet Schwachsichtigkeit, d.h. ein einseitiger oder beidseitiger Verlust an Sehkraft. Bei der wichtigsten und häufigsten Form, der Schielamblyopie entsteht auf dem schielenden Auge ein Verlust an Sehkraft, weil das Hirn die aufgrund der Achsenabweichung entstehenden Doppelbilder ausblendet (Suppression). Dieser Verlust macht sich dann mit einem eingeschränkten Stereosehen bemerkbar.
Bei der Anisometropie ist ein Auge normalsichtig oder nur wenig fehlsichtig, das zweite Auge hat eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus), eine Kurz- oder Weitsichtigkeit (Myopie oder Hyperopie). Daraus resultiert ein undeutlicher Seheindruck auf der jeweiligen Netzhaut, die Sehkraft wird herabgesetzt. Bei der beidäugigen Anisometropie kommt es wie beim Schielen zur einseitigen Suppression des störenden Bildeindrucks, sodass kein beidäugiges Stereosehen mehr möglich ist.
Nein. Damit ein räumlicher Bildeindruck im Hirn des Betrachters entsteht, müssen die leicht verschiedenen Bildinformationen beider Augen wahrgenommen werden.
Die Trennung der Bildinformation wird durch den Linsenraster gewährleistet. Bei längerer Betrachtung mit einem Auge oder leichter Seitwärts- oder Kippbewegung lassen sich manchmal die Bereiche, in welchen sich die Testfiguren befinden, ausmachen. Eine räumliche Erkennung ist jedoch infolge fehlendem Bildinhalt für das zweite Auge nicht möglich.
Bei einem Pseudoschielen (Pseudostrabismus) entsteht aufgrund eines sog. Epikanthus beim Kind der Eindruck eines Schielens nach einwärts (Strabismus convergens), besonders beim Blick zur Seite. Dabei verschwindet das Weiss der Sklera (weisse Lederhaut) hinter der nasalen Lidfalte (Epikanthusfalte). Diese Kinder bestehen den Stereotest, meist zur grossen Erleichterung ihrer Eltern, d.h. es liegt bloss ein Pseudoschielen und kein echtes Schielen vor.
Auch andere anatomische Besonderheiten täuschen gelegentlich bei Erwachsenen ein Schielen vor, wie zum Beispiel eine besonders enge oder weite Distanz zwischen den Pupillen, mit ungleich grossen Sklera-Dreiecken auf der Nasen- oder Schläfenseite der Augen. Auch hier lässt sich ein Schielen durch Nachweis des Stereosehens mit einem positiven Testergebnis ausschliessen.
Häufige Fragen zur Verwendung
Nein. Der Test kann auch von allen Fachpersonen, welche die Grundlagen der Augenphysiologie und die wichtigsten Krankheitsbilder der Augen und deren Behandlung gut kennen, angewendet werden. Dazu gehören Orthoptisten, Optometristen und auch Augenoptiker.
Ferner kann der Test durch medizinisches Personal oder Hilfspersonen (z.B. Lehrpersonen) angewendet werden, nachdem sie eine entsprechende Schulung erhalten haben.
Je weniger die Tester auf Augenkrankheiten spezialisiert sind, desto vorsichtiger müssen fragliche oder negative Ergebnisse selbst beim korrekt durchgeführten Screening interpretiert werden.
Häufige Fragen zum LANG-STEREOPAD
Das STEREOPAD funktioniert grundsätzlich nach dem gleichen bewährten Prinzip des brillenlosen Random Dot Stereotest, d.h. wie die LANG-STEREOTEST I und II.
- Während letztere in erster Linie für das erstmalige Stereopsis-Screening verwendet werden, ist das LANG-STEREOPAD besonders ideal, wenn der Test wiederholt werden muss, also bei unsicherem oder fraglichem Screening-Ergebnis, sowie bei wegen Sehstörungen behandelte Patienten.
- Da die Testfiguren können sowohl einzeln wie auch in Kombination (jedoch nicht mehr als drei gleichzeitig) dargeboten werden, wird das Erraten allein aufgrund der Positionierung verunmöglicht.
- Durch Rotation der Testkarten um 90 Grad können einzelne Testkarten verblindet, d.h. unerkennbar gemacht werden, sodass die Untersuchung mit der sog. „preferential looking Methode ermöglicht wird: die Versuchsperson muss dabei beweisen, dass sie unterscheiden kann zwischen verblindeten und stereoskopischen Testkarten. Dadurch wird das Testergebnis eindeutiger und unabhängiger vom der Interpretation durch den Untersucher, insbesondere bei Personen, welche die Testfiguren zwar erkennen aber nicht verbal benennen können(Babys und Personen mit Sprechunfähigkeit, beispielsweise nach einem Schlaganfall).
- Durch schrittweise Darbietung von Testkarten mit geringerer Disparität und räumlicher Auswanderung der Testfiguren kann die Stereoschwelle bestimmt werden: wenn beispielsweise eine Person die Testfigur SUN 100’’ nicht mehr erkennt, jedoch die Testfigur MOON’’ 200’’, so beträgt die Stereoschwelle 200’’.
- Das LANG-STEREOPAD erschließt somit zusätzlich zur Früherkennung und Verhinderung der Amblyopie ganz wichtige neue Anwendungsfelder für die Überprüfung des beidäugigen Stereosehens, sowohl im klinischen Bereich (Neurologie, d.h. sämtliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems), wie auch im arbeitsmedizinischen Bereich: Prüfungen und Begutachtung bei Berufsgruppen und Tätigkeiten, bei welchen ein intaktes Stereosehen erforderlich ist (medizinisches Personal, insbesondere in der Chirurgie, Piloten, Lastwagenfahrer, Berufstaucher, Berufe mit Arbeiten an schnell rotierenden Maschinen mit Verletzungsgefahr, Schweißer, Starkstromtechniker, Schleifer und Feinmechaniker, Lackierer, Architekten und graphische Designer).
Das Preferential-Looking Verfahren (Präferenzielles Schauen) ist eine Methode, die bei der Untersuchung des Stereosehens bei Kleinkindern verwendet wird. Diese Methode basiert auf der Beobachtung, dass Kinder natürlicherweise dazu neigen, sich auf Bilder oder Gegenstände zu konzentrieren, die ihnen zuerst ins Auge springen, zum Beispiel, indem sie eine besondere Tiefenwahrnehmung bieten.
Bei Stereo-Sehtests, die auf dem Prinzip des Preferential Looking basieren, werden Kinder vor eine Tafel oder einen Bildschirm gestellt, auf dem zwei oder mehrere Bilder oder Gegenstände gezeigt werden, von denen eines eine besondere Tiefenwahrnehmung bietet. Das Kind wird dann aufgefordert, sich auf ein bestimmtes Bild oder einen bestimmten Gegenstand zu konzentrieren. Das Verhalten des Kindes während des Tests, insbesondere die Zeitdauer, während der sein Blick auf jedem der Bilder verweilt, wird dann aufgezeichnet und ausgewertet, um Rückschlüsse auf seine Stereosehfähigkeiten zu ziehen.
Beim Lang-Stereopad wird ein Testbild, welches eine Tiefenwahrnehmung bietet, gleichzeitig mit einer (oder zwei) um 90 Grad verdrehten und somit verblindeten Testkarte gezeigt. Das Kind hat den Test bestanden, wenn es sich während längerer Zeit für die Testkarte mit der Tiefenwahrnehmung interessiert und von den anderen abgewendet hat.
Ein Vorteil des Preferential Looking-Verfahrens ist, dass es einfach durchzuführen und auszuwerten ist und keine Sprachkenntnisse erfordert. Es ist auch ein natürlicher und kindgerechter Ansatz, da Kinder sich in der Regel auf die Bilder oder Gegenstände konzentrieren, die für sie am interessantesten sind.
Allerdings gibt es auch Einschränkungen bei der Verwendung des Preferential Looking-Verfahrens. Kinder im Alter von 1-2 Jahren haben noch nicht die gleiche komplexe visuelle Verarbeitungsfähigkeiten wie ältere Kinder oder Erwachsene und können daher Schwierigkeiten haben, die Aufgaben des Tests zu verstehen oder auszuführen. Es kann auch schwierig sein, das Verhalten des Kindes während des Tests zu interpretieren, da sie noch nicht in der Lage sind, ihre Gedanken und Gefühle verbal auszudrücken. Es ist wichtig, dass der Test unter optimalen Bedingungen und durch erfahrene Tester durchgeführt wird.
Ja, dies wird auf jeden Fall empfohlen, aus folgenden Gründen: 1. damit die Testkarte(n) ruhig, aufrecht und im korrekten Leseabstand gesehen wird (werden). 2. um falsch positive Ergebnisse zu verhindern, beispielsweise wenn die Testkarten von der Testperson in die Hand genommen und dabei so bewegt werden, dass die Figur zwar nicht wirklich räumlich jedoch an ihren Umrissen erkannt wird.
Es muss beachtet werden, dass die klinische Prüfung und Normierung des Lang-Stereopad unter Verwendung mit der Testplatte erfolgt ist. Der Hersteller lehnt aus diesem Grund die Verantwortung ab für falsche Testergebnisse, welche durch die von der Gebrauchsanweisung abweichende Prüfung gewonnen wurden.
Sonstige Fragen
Wenn kein Stereotest zur Verfügung steht, dann kann mit dem sogenannten Treffversuch nach Lang (Lang Two-Pencil-Test) ein echtes beidäugiges Stereosehen von einem einäugigen räumliche Sehen unterschieden werden.
Der Versuchsperson wird ein Bleistift in die Hand gegeben und ein gleich beschaffener zweiter Stift mit der Spitze nach oben vorgehalten. Man fordert jetzt die Person auf, sich mit der linken Handfläche das linke Auge zuzudecken, und mit der Spitze des eigenen Bleistifts von senkrecht oben die vorgehaltene Bleistiftspitze des Untersuchers zu treffen. Typischerweise fällt dies schwer, d.h. die Spitzen treffen meist nicht auf Anhieb sondern nach mehrmaligem Wiederholen aufeinander.
In einem zweiten Schritt soll die Versuchsperson den Treffversuch mit beiden geöffneten Augen wiederholen, was im Normalfall sofort gelingt. Fällt dieser zweite Versuch jedoch ähnlich schwierig aus wie der erste, dann besteht Verdacht auf ein eingeschränktes binokulares Stereosehen bei Amblopie.
Antwort: Das Problem von Kontur-Stereotests ist, dass sie zu viele falsch positive Ergebnisse liefern, vor allem wenn sie durch nicht fachkundige Laien angewendet werden.
„Falsch positiv“ bedeutet, dass aufgrund der Objekterkennung fälschlicherweise eine beidäugige Stereopsis postuliert wird, obschon das Objekt gar nicht räumlich gesehen wurde.
Denn: Das entscheidende Kriterium für den Nachweis der binokularen Stereopsis ist, dass ein dargebotener Stereo-Sehreiz tatsächlich zu einer räumlichen Empfindung führt, indem die dafür zuständigen Nervenzellen angeregt werden. Bei Random Dot Stereotests wird die Erkennung der Figuren einzig und allein durch diesen Stereoreiz möglich, und nicht durch die natürlichen Umrisse, Farb- oder Oberflächenstrukturen, wie zum Beispiel bei der „Fliege“ des Titmus-Tests.
Random Dot Stereotests sind deshalb nicht generell „schwieriger“ als Kontur-Stereoteste, sie liefern jedoch bedeutend zuverlässigere Ergebnisse, d.h. der Nachweis von Stereopsis ist damit viel sicherer.
Antwort: Die Herstellerfirma Lang-Stereotest AG verfolgt seit Jahren eine am Preis in Schweizer Franken orientierte einheitliche und stabile Preispolitik gegenüber ihren Vertriebspartnern und Endkunden, grundsätzlich ohne Preisbindung oder Preisabsprachen. Währungsschwankungen, Zwischenhandel, Lagerhaltung, sowie variable Transport- und Einfuhrgebühren sind die Hauptgründe für die Preisunterschiede.
Im e-commerce existieren allerdings vereinzelte Angebote, bei welchen unklar ist, ob es sich um bloss eine der beiden Testversionen handelt oder um ein aus beiden Versionen bestehendes Zweier-Set. Lang-Stereotest AG kann dafür nicht verantwortlich gemacht werden, ist jedoch dankbar für entsprechende Hinweise. Wir kontaktieren den jeweiligen Händler mit der Bitte sein Angebot eindeutiger zu gestalten.
Fragen von Versuchspersonen bzw. den Eltern getesteter Kinder
Frage: Bei meiner eineinhalbjährigen Tochter wurde ein Schielen diagnostiziert. Sie hat den Lang-Stereotest nicht bestanden. Sollte ich mir einen solchen Test anschaffen, um mit ihr das Stereosehen zu trainieren?
Antwort: Nein. Die Behandlung des Schielens, bzw. der Schielamblyopie erfolgt nach klaren Behandlungsrichtlinien, mit dem Ziel, das sehschwache Auge mehr als das gesunde zu stimulieren. Random Dot Stereogramme wie der Lang-Stereotest eignen sich jedoch für diesen Zweck nicht, sondern es werden Seh-Stimuli benötigt, welche einäugig erkennbar sind. Eine solche Übungsbehandlung wäre somit nicht nur sinnlos sondern für Eltern und Kind äusserst frustrierend.
Frage: Unser Kinderarzt hat den Test mit unserem 4-jährigen Sohn gemacht und gesagt, alles sei in Ordnung, obschon er das Auto nicht als solches benannt hat, sondern gesagt hat, er sehe an dieser Stelle einen Fisch. Unsere ältere Tochter und ich können die Figuren wegen Mikrostrabismus gar nicht sehen. Was sollte ich tun.
Antwort: Bei einem fraglich positiven Testergebnis wie in diesem Fall empfiehlt sich die eingehende Abklärung durch eine Augenärztin. Diese verfügt über weitere Untersuchungsmethoden, mit welchen eine Verdachtsdiagnose gesichert werden kann.
Stimmt es, dass für kleine Schielwinkel unter 8 Grad der Lang-Stereotest die zuverlässigere Methode ist, um bei Kindern frühzeitig Schielamblyopie infolge Mikrostrabismus zu erkennen?
Antwort: Das Augenscreening mit einem Photoscreener ist Kindern zwar bereits ab 6 Monaten möglich und wird in zunehmendem Masse durchgeführt. Leider wird mit diesem Screening kleinwinkliges Schielen nicht erfasst. Die parallel zum Photoscreening durchgeführte Stereopsisprüfung mit dem Lang-Stereopad ab dem 6. Lebensmonat ist daher unbedingt zu empfehlen.
Die wenigen Studien, die sich mit der Früherkennung von Schielen durch Photoscreening, also der automatisierten fotografischen Erfassung und Auswertung der Augen befassen weisen allesamt dahin, dass keines der Geräte über eine ausreichende Sensitivität zur Diagnose von kleinwinkligem Schielen verfügt. Mehrere Autoren empfehlen die routinemässige Verwendung des Lang-Stereotests in Kombination mit dem Photoscreening, um Fälle von Mikrostrabismus nicht zu verpassen. J. Lang hat als erster die Bedeutung des Mikrostrabismus bei der Schielamblyopie hervorgehoben, der von ihm erfundene Lang-Stereotest gilt deshalb allgemein als Goldstandard-Methode für die Früh-Diagnose dieser Amblyopieform, während einfache Tests wie der Brückner-Test (Durchleuchtungstest) sowie der Hirschberg-Test (Hornhautbildchen) für vergleichbare Ergebnisse sehr viel Erfahrung benötigen. Allerdings gibt es trotzdem, wenn auch sehr selten, vereinzelte Fälle von Mikrostrabismus, die den Lang-Stereotest bestehen.
Obschon in den Richtlinien des gemeinsamen Bundesausschusses über die Früherkennung von Krankheiten bei Kindern(Kinder-Richtlinie) nicht vorgesehen, ließe sich angesichts der Tatsache, dass bereits bei Kindern im ersten und zweiten Lebensjahr eine Amblyopie entstehen kann, und der Verfügbarkeit von dafür geeigneten Testverfahren, insbesondere des Lang-Stereopad mit der Preferential Looking Methode, ein routinemäßiges Stereoscreening bereits vor der U7a, am besten ab Beginn des zweiten Lebensjahres rechtfertigen, bei Kindern mit familiärer Häufung von Schielen sogar ab dem 6. Lebensmonat. Dies umso mehr, als sich in den letzten Jahren die Untersuchung von Säuglingen und Kleinkindern mit Fotoscannern vielerorts etabliert hat, welche diese zwar gute Ergebnisse über Refraktionsanomalien und andere Störungen, jedoch keine zuverlässigen Angaben zur Stereopsis vermitteln und bei kleinwinkligem Schielen versagen.
In Deutschland gibt es zwar keine Prävalenzdaten zur Amblyopie bis zum 7. Lebensjahr. Bei Erwachsenen zwischen 34 und 44 Jahren jedoch betrug sie gemäß einer Studie von Elblein (2015) 5,6 %. Gemäss einer Elternbefragung wiesen 2,6 % der Kinder im ersten Lebensjahr, 2,2 % im zweiten, 3,3 % im dritten und 4,1 % im vierten Lebensjahr ein Schielen auf. Diese Zahlen lassen vermuten, dass trotz Stereountersuchung bei der U7a Vorsorgeuntersuchung noch zu viele Fälle von Amblyopie auftauchen, welche bereits früher hätten diagnostiziert und behandelt werden können.
Die Gründe für den Verzicht auf Stereoscreenings wären somit bei den Entscheidungsträgern und der Verfügbarkeit der entsprechenden Tests zu orten, insbesondere, solange sich noch veraltete Überzeugungen halten, wie diese, dass eine Früherkennung sich erst bei Kindern ab Schuleintritt lohne, weil sie vorher nicht zuverlässig durchführbar sei…
Auch in anderen Ländern sind die Stereoscreenings oftmals zu spät angesetzt, mangels Ressourcen, aber auch dann, wenn Kinderärzte oder Familienärzte fehlen oder nicht ins Screening einbezogen werden, oder wenn selbst Augenärzte mangels Kenntnis der Lang-Stereotests an den herkömmlichen Tests, welche eine Brille erfordern, festhalten (z. B. Titmus-Fliege oder TNO) und deshalb gänzlich auf die frühzeitige Testung verzichten.
Nein. Das Bestehen des Lang-Stereotests schließt nicht alle Fälle von Amblyopie aus, insbesondere nicht alle Fälle von anisometroper Amblyopie, oder einer beginnenden Schielamblyopie, beispielsweise bei einem vor kurzer Zeit aufgetretenen Mikrostrabismus. Manchmal zeigen Patienten mit beginnender oder wenig ausgeprägter Amblyopie an den Lang-Stereotests kein richtig positives, sondern ein fraglich positives Testergebnis an den Lang-Stereotest: Sie vermögen zwar die Testfiguren richtig zu orten und ihre Größe zu vergleichen, ihre räumliche Wahrnehmungsfähigkeit ist jedoch bereits vermindert, sodass sie die Testfiguren nicht richtig identifizieren oder benennen können.
Da eine Amblyopie oder ein Schielen sich langsam und oft unbemerkt entwickeln kann, muss das Stereopsis-Screening bei allen Kindern nicht bloß ein einziges Mal während der kritischen Phase (bis zum Zeitpunkt wo sie mit dem Lesen beginnen) durchgeführt werden, sondern sie müssen in wiederkehrenden, meist jährlichen Abständen, bei fraglich positivem Testresultat sogar häufiger untersucht werden.
Bei Amblyopieverdacht sind somit in jedem Fall weitere Tests durch spezialisierte Fachpersonen (Augenärzte, Orthoptisten) nötig, um entweder die Diagnose zu sichern oder auszuschließen.