Preferential Looking Methode

Mit dem Lang-Stereopad® Säuglinge und Kleinkinder testen

Die Preferential Looking Methode - eine elegante und einfache Untersuchungstechnik zur Prüfung des Sehvermögens von Babies - erstmals standardisiert für das Stereo-Screening.

Eine kurze Einführung

Untersuchung der Sehfunktion von Babys mittels der Preferential Looking Methode

Probleme bei der Untersuchung von Säuglingen und Kleinkindern:

Die Beurteilung der Sehfunktion bei Säuglingen und kleinen Kindern gestaltet sich wesentlich anspruchsvoller im Vergleich zu älteren Kindern und Erwachsenen. Dies liegt nicht nur daran, dass sie Schwierigkeiten haben, neue Aufgaben zu begreifen und sich darauf zu konzentrieren, sondern auch, weil sie leicht von Umgebungsreizen oder unangenehmen Empfindungen abgelenkt werden. In vielen Fällen erfordert die Untersuchung mehrere Anläufe, um valide Ergebnisse zu erzielen. Das Kind muss sich sicher und geborgen fühlen, um die Untersuchung zu akzeptieren, und die Untersuchungsperson sollte als freundliche, vertrauenswürdige Drittperson wahrgenommen werden. Idealerweise erfolgt die Untersuchung auf dem Schoß der Mutter, wobei sie das Kind sanft dazu ermutigt, mitzuwirken.

Sehtests, die verbales Feedback erfordern, sind bei der Untersuchung von Kindern oder Menschen mit eingeschränkter Sprachfähigkeit (Aphasie) im Allgemeinen wenig zuverlässig. Dies liegt an der Diskrepanz zwischen der sensorischen Fähigkeit des Kindes - insbesondere bei visuellen Sehtests - und der kognitiven Kapazität, das Wahrgenommene zu verstehen und auszudrücken. Selbst wenn das Kind ein Objekt erkennt, kann es dieses nicht benennen, wenn es das entsprechende Wort noch nicht kennt. Es kann zwar spontan auf das Objekt zeigen oder bei der Erkennung von beispielsweise einem Auto ein Brumm-Geräusch machen. Keine dieser Reaktionen lässt jedoch sicher auf eine tatsächliche 3D-Wahrnehmung schließen. Zudem wird die Zuverlässigkeit des Tests nicht verbessert, wenn die Untersuchungsperson das Objekt benennt oder Anweisungen gibt.

Preferential Looking Methode als Lösungsansatz:

Die Preferential Looking-Technik, wie von der American Psychological Association beschrieben, ist eine experimentelle Methode zur Beurteilung der Wahrnehmungsfähigkeiten von Individuen ohne Sprechfähigkeit, wie menschlichen Säuglingen oder hochentwickelten Tieren. Hierbei werden dem Individuum gleichzeitig zwei leicht unterschiedliche Reize präsentiert, von denen der zweite als stärker und interessanter wahrgenommen wird.

Die Entscheidung darüber, ob das Individuum die getestete Wahrnehmungsfähigkeit besitzt und somit den stärkeren Reiz wahrnimmt, basiert auf der unterschiedlichen Betrachtungsdauer der beiden Reize. Wenn ein Kind beispielsweise den zweiten Reiz während mehr als der Hälfte der gesamten Präsentationszeit betrachtet, wird angenommen, dass es zwischen den beiden Reizen unterscheiden kann.

Diese Methode wurde erstmals in den 1960er Jahren von dem Entwicklungspsychologen R.L. Fantz beschrieben und seither in zahlreichen Studien mit verschiedenen sensorischen Reizen wie Geräuschen, Bewegungsmustern und Abweichungen angewendet.

Anwendung des Preferential Looking Prinzips in der Orthoptik:

In der Orthoptik wird die Methode verwendet, um die Sehfähigkeit von Säuglingen und Kleinkindern mithilfe von Streifen unterschiedlicher Breite und Ortsfrequenz zu bestimmen. Ein weiterer auf dem Preferential Looking Prinzip basierender Test ist der sogenannte Cardiff-Test, der die Sehschärfe bei Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 3 Jahren untersucht. Allen diesen Tests gemeinsam ist, dass die Untersuchungsperson ermitteln muss, welcher der Testreize vom Kind bevorzugt wird und welche Bedeutung dies hat. Erfahrene Untersuchungspersonen erzielen dabei zuverlässigere Ergebnisse.

Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene mit Beeinträchtigungen können mithilfe des Preferential Looking Ansatzes untersucht werden, wenn eine bestimmte Sehfunktion geprüft werden soll.

Bei Stereo-Sehtests, die auf dem Preferential Looking Prinzip basieren, werden Kinder vor eine Tafel oder einen Bildschirm gestellt, auf dem zwei oder mehrere Bilder oder Objekte angezeigt werden, von denen eines eine besondere Tiefenwahrnehmung bietet. Das Verhalten des Kindes während des Tests, insbesondere die Betrachtungsdauer der einzelnen Bilder, wird aufgezeichnet und ausgewertet, um Rückschlüsse auf seine Stereo-Sehfähigkeit zu ziehen.

Anforderungen an einen geeigneten Stereotest für das Preferential Looking:

Brillenfreiheit: Da das Blickverhalten genau beobachtet werden muss, sind Stereotests, die das Tragen einer Spezialbrille erfordern, nicht ideal. Babys akzeptieren die Brille oft nicht und ihre Augenbewegungen können nicht verfolgt werden. Traditionelle Stereotests wie der Lang-Stereotest und der Frisby-Test sind die einzigen, die ohne Brille durchgeführt werden können.

Klare Unterscheidbarkeit der Reize: Viele Stereotests bieten keine Vorlagen mit und ohne stereoskopischen Reiz, wodurch sie für das Preferential Looking Verfahren ungeeignet sind.

Beim Lang-Stereotest könnten theoretisch zwei identische Testkarten nebeneinander für eine Preferential-Looking-Untersuchung verwendet werden - eine in normaler horizontaler Position und eine in vertikaler Position. Diese Anordnung ist jedoch eher improvisiert, da das Kind nach einer Weile die vertikale Karte ignorieren könnte, sobald es gelernt hat, dass sie keine erkennbaren 3D-Objekte zeigt.

Preferential Looking-Methode mit dem Lang-Stereopad®

Das Lang-Stereopad hat sich als ein für das Preferential Looking Verfahren idealer Test erwiesen, dank seiner Brillenfreiheit und seinen quadratischen Random Dot Testkarten, welche sich bei senkrechter Ausrichtung des Linsenrasters als perfekte Blindkarten benützen lassen.

Tatsächlich wurden wir zur Entwicklung dieses neuartigen Testsystems vor allem durch wiederholte Rückmeldungen aus dem Kreis von Orthoptistinnen angeregt. Gewünscht war ein brillenfreier Random Dot Stereotest mit einzelnen Testobjekten, welche auf eine für Patienten unvorhersehbare Weise sichtbar oder verblindet gleichzeitig dargeboten werden konnten. Der Test sollte gleichermassen für Kinder im präverbalen Alter als auch für Menschen mit Sprachverlust (Aphasie), beispielsweise nach einem Schlaganfall, geeignet sein.

Zwei unabhängig durchgeführte wissenschaftliche Untersuchungen mit dem Prototyp des Lang-Stereopads® bestätigten, dass sich diese Erwartungen erfüllen liessen:

1. Mit Hilfe zweier Testkarten, eine verblindet, die zweite mit dem Testobjekt der grössten Querdisparität (STAR 800') konnte in einer Längsschnittstudie bei 41 Säuglingen die erwartete Zunahme der Stereopsis zwischen dem ersten Messzeitpunkt mit 4 Monaten und dem zweiten Messzeitpunkt mit 7 Monaten nachgewiesen werden. Das Blickverhalten war dabei mittels Videoaufzeichnung dokumentiert und von unabhängigen Beobachtern ausgewertet worden, welche die Anordnung der Testkarten (verblindete Karte vs. Karte mit Stereo-Reiz) nicht kannten. (M. Röthlisberger und A. Frick 2018)

2. Eine breit angelegte explorative Studie an 240 normalsichtigen Kindern einer grossen Kinderaugenarztpraxis vermochte zu zeigen, dass die Kinder der jüngsten Altersgruppe von 6 bis 12 Monaten durchwegs mit dem Lang-Stereopad® mittels der Preferential Looking-Methode getestet werden konnten, jedoch mit keinem der anderen herkömmlichen Stereotests. (A. Piantanida 2017) Damit war die Überlegenheit dieses neuartigen Stereotests gegenüber allen anderen Verfahren im ersten Lebensjahr auch in der Praxis bewiesen.

Eine Untersuchung bei aphasischen Patienten nach Schlaganfall mit dem Lang-Stereopad und der Preferential Looking-Methode wurde bislang unseres Wissens noch nicht durchgeführt.

Untersuchung:
Auf der Testplatte des LANG-STEREOPAD® werden gleichzeitig zwei Testkarten angebracht, die eine mit senkrecht ausgerichtetem Linsenraster und somit erkennbarem Stereogramm (links im Bild) und die zweite daneben oder darunter mit waagrecht verlaufendem Linsenraster und somit nicht erkennbarem Stereogramm (rechts im Bild). Das Kind wird gefragt, was es hier sehen kann. Idealerweise befindet es sich auf dem Schoss der Mutter und wird von ihm sanft angeregt, die Testkarten zu betrachten.

Test-Ergebnis und Interpretation:
Ein aufmerksames Kind wird beide Testkarten betrachten. Wenn es das Stereo-Objekt, welches sich nur auf einer der Testkarten befindet, erkennt, wird es dieses länger anschauen, sich darauf zubewegen, mit dem Finger darauf zeigen oder versuchen, es zu greifen. Die längere Beobachtungszeit und die motorischen Reaktionen deuten auf ein stereopositives Test-Ergebnis hin. Ergebnis: Test bestanden, Stereosehen nachgewiesen. Falls nicht klar erkennbar ist, dass das Kind die Karte mit dem Stereo-Objekt bevorzugt, ist das Test-Ergebnis negativ. Eine Wiederholung des Tests zu einem späteren Zeitpunkt wird empfohlen.

Testwiederholung zur Bestätigung des positiven Ergebnisses:
Bestätigung des stereopositiven Befundes: Nach Drehung der Testplatte um 90° in die vertikale Position liegen die beiden Testkarten übereinander. In dieser Position wird die zuvor verborgene Testfigur sichtbar, während die andere verschwindet. Das stereotüchtige Kind wird sich nun der neu sichtbaren Testfigur zuwenden.
Bei fehlendem Stereosehen wechselt der Blick des Kindes hin und her zwischen den Testkarten auf der Suche, bevor er sich komplett abwendet. Ergebnis: Test nicht bestanden, kein Stereosehen nachgewiesen.

Vorteil der Stereotestung mittels Preferential Looking-Verfahrens gegenüber der einfachen Stereo-Testung

Der entscheidende Vorteil des Preferential Looking-Verfahrens ist, dass es keine verbale Rückmeldung seitens des Probanden erfordert und trotzdem einfach und zuverlässig durchzuführen ist. Es ist auch ein natürlicher und kindgerechter Ansatz, da Kinder sich in der Regel auf die Bilder oder Gegenstände konzentrieren, die für sie am interessantesten sind.

Es ist wichtig, dass der Test unter optimalen Bedingungen und durch erfahrene Tester durchgeführt wird, und dass etwas mehr Zeit als für das einfache Screening zur Verfügung steht.

Vielseitige Erfahrungen mit dem Lang-Stereopad haben gezeigt, dass die Untersuchung sehr effizient auch bei ganz kleinen Kindern gelingt, wenn sie merken, dass sie dabei etwas Neues entdecken können, und die räumlichen Figuren ihnen plötzlich und ganz unerwartet "in die Augen springen". Grössere Kinder finden Spass daran, dass sich mit dem Test "zaubern" lässt, weil bei der Drehung der Testplatte eine vorher sichtbare Figur verschwindet und eine gleichzeitig auf der anderen Testkarte eine neue Figur hervortritt.

In den Videos wird der spielerische Umgang mit dem Lang-Stereopad® während der Testung beim Kinderarzt demonstriert.

Das Mädchen war 4-jährig, der Junge 11 Monate alt.

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