Preferential Looking-Methode

Auf dieser Seite erklären wir Ihnen die Preferential Looking-Methode (PLM) und verschiedene klassische Anwendungen. Im zweiten Teil erfahren Sie über die PLM mit dem Lang-Stereopad zur Diagnostik des Stereosehens: unsere Innovation in der Anwendung visueller Präferenzmethoden.

Was ist die Preferential Looking-Methode?

Die Preferential Looking-Methode (Visuelle Präferenzmethode), ist ein bewährtes experimentelles Verfahren aus der visuellen Wahrnehmungsforschung und Entwicklungspsychologie.

Die PLM wurde entwickelt, um sowohl die kognitiven Fähigkeiten als auch die Aufmerksamkeit und Präferenz für visuelle Reize bei sehr jungen Kindern, aber auch bei Tieren zu untersuchen.

Da Säuglinge nicht in der Lage sind, verbale Anweisungen zu befolgen oder verbales Feedback zu geben, nutzen Forscher den natürlichen Antrieb von Babys, ihre Aufmerksamkeit auf Dinge zu richten, die sie interessant oder neuartig finden.

Das Preferential Looking-Verfahren hat viele Vorteile. Es ist nicht-invasiv, erfordert keine verbale Kommunikation und kann genutzt werden, um eine Vielzahl von Fragen über die kognitive Entwicklung in sehr jungen Altersgruppen zu beantworten.

Es gibt gewisse Einschränkungen, wie z.B. die Möglichkeit von Fehlinterpretationen. Erfahrene Untersuchungspersonen erzielen dennoch zuverlässige Ergebnisse und treffen im Zweifel durch Wiederholung der Untersuchung eine korrekte Deutung.

So funktioniert die Preferential Looking-Methode:

  1. Präsentation: Zwei (oder mehr) visuelle Stimuli werden dem Säugling gleichzeitig präsentiert. Diese Reize können in ihrer Komplexität, Farbe, Muster oder anderen visuellen Eigenschaften variieren. Das kann z.B. auf Bildschirmen, Karten oder über andere Mittel geschehen.

  2. Beobachtung: Ein Beobachter (oder eine Kamera) verfolgt die Augenbewegungen und das Blickverhalten des Kindes. Der Untersuchende notiert, welchen Stimulus das Kind länger betrachtet.

  3. Interpretation: Ein längeres Betrachten eines der Stimuli (im Vergleich zum anderen) wird als Zeichen dafür interpretiert, dass dieser für das Baby interessanter, überraschender oder andersartig ist. Aus dieser Bevorzugung können Forscher Rückschlüsse darauf ziehen, was das Kind wahrnimmt, erkennt oder favorisiert.

  4. Erweiterung: Die Erfassung von Wahrnehmungsschwellen
    Z.B. das Testen der Sehschärfe oder der Stereosehschwelle

Klassische Beispiele für die Anwendung der Preferential Looking-Methode

Die Preferential Looking-Methode wurde in zahlreichen Studien der Entwicklungspsychologie eingesetzt, um unterschiedliche Aspekte der kognitiven und perzeptuellen Entwicklung bei Säuglingen und Kleinkindern zu erforschen.

Diese Anwendungen der PLM bieten Einblicke in die Entwicklungsstadien der visuellen Wahrnehmung und kognitiven Verarbeitung von Säuglingen und Kleinkindern. Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell sich diese Fähigkeiten im Laufe der ersten Lebensmonate und -jahre entwickeln.

Die PLM ermöglicht es, diese Entwicklung auf eine nicht-invasive und kinderfreundliche, spielerische Weise zu untersuchen.

Die folgenden 10 Beispiele zeigen die Vielfalt der Fragen, die mit der Preferential Looking -Methode untersucht werden können. PLM ist ein vielseitiges Instrument, das tiefe Einblicke in die sensorische und kognitive Entwicklung der jüngsten Bevölkerungsgruppen bietet.

►Spracherkennung: Um herauszufinden, ob Säuglinge die Muttersprache von anderen Sprachen unterscheiden können, wurden ihnen parallel Personen präsentiert, die verschiedene Sprachen sprechen. Ergebnisse zeigten, dass Säuglinge länger auf den Bildschirm mit einer Person schauen, welche die Muttersprache spricht als auf den Monitor mit einer fremdsprachigen Person.

►Sprachentwicklung und Worterkennung: Kleinkindern wird als akustischer Reiz das Wort eines bestimmten Objekts vorgespielt. Gleichzeitig werden ihnen mehrere Bilder gezeigt, einschließlich eines Bildes des gerade genannten Objekts. Wenn die Kleinkinder das Wort erkennen und verstehen, richten sie ihren Blick auf das Bild des genannten Objekts. Dies zeigt, ob Kinder das jeweils gehörte Wort schon mit dem entsprechenden Objekt assoziieren können.

►Kategorisierung: Um zu testen, ob Säuglinge Kategorien von Bildern (z. B. Tiere gegenüber Fahrzeugen) unterscheiden können, wurden ihnen verschiedene Bildgruppen gezeigt. Die Ergebnisse legten nahe, dass Säuglinge unterschiedliche Kategorien von Bildern erkennen können.

►Soziale Präferenzen: Um die sozialen Vorlieben von Säuglingen zu untersuchen, wurden ihnen Videos oder Bilder von Personen mit unterschiedlichen Verhaltensweisen, Ethnien oder Geschlechtern gezeigt. Diese Studien können Hinweise darauf geben, ob und wie Säuglinge soziale Unterschiede wahrnehmen.

►Kausale Wahrnehmung: In einigen Experimenten wurde Säuglingen eine Serie von Ereignissen gezeigt, um herauszufinden, ob sie bestimmte Erwartungen über die physikalischen Eigenschaften von Objekten entwickeln. Zum Beispiel könnten sie überrascht sein (und länger schauen), wenn ein Objekt scheinbar durch eine Wand hindurchgeht oder in der Luft schwebt, ohne sichtbare Unterstützung.

►Bewegungswahrnehmung: Muster oder Objekte, die sich bewegen, werden neben statischen Mustern oder Objekten gezeigt. Es wird untersucht, ob das Kind Bewegungen wahrnimmt und ob es von bewegten Stimuli stärker angezogen wird als von statischen.

►Tiefenwahrnehmung: Untersuchungen zur "visuellen Klippe" zeigten, dass Säuglinge, die krabbeln können, die tiefe Seite der visuellen Klippe (ein simulierter Abgrund) vermeiden, was auf eine Entwicklung der Tiefenwahrnehmung hinweist.

►Gesichtspräferenz: Ein bekanntes Beispiel ist die Untersuchung der Präferenz von Säuglingen für menschliche Gesichter gegenüber anderen visuellen Stimuli. Bei diesen Experimenten wurde festgestellt, dass Säuglinge dazu neigen, menschliche Gesichter oder gesichtsähnliche Muster länger anzuschauen als andere visuelle Muster.

►Testen der Sehschärfe: Sehschärfetest für Kinder: Junge Kinder können oft keine traditionellen Sehtests absolvieren. Daher wurden "Teller Acuity Cards" entwickelt, graue Karten mit variierenden schwarz-weißen Streifen und einer einfarbigen Fläche. Engere Streifen zeigen eine bessere Sehschärfe. Dem Kind werden zwei Bilder präsentiert: eines mit Muster und eines ohne visuellen Reiz. Kinder schauen meist auf das strukturierte Bild. Durch Verkleinerung der Details wird die Wahrnehmungsschwelle festgestellt. So lässt sich kinderfreundlich die Sehschärfe testen. Früh erkannte Sehprobleme können dauerhafte Schäden verhindern.

►Zahlenverständnis: Durch das Zeigen von Gruppen von Objekten wollten Forscher herausfinden, ob Säuglinge ein rudimentäres Zahlenverständnis besitzen. Einige Studien haben gezeigt, dass Säuglinge überrascht schauen, wenn die Anzahl von Objekten auf unerklärliche Weise zwischen den Sichtungen ändert.

Die Innovation: PLM und Lang-Stereopad®

Die Preferential Looking-Methode zur Diagnostik des Stereosehens

Preferential Looking-Methode mit Lang-Stereopad®

Das Lang-Stereopad stellt eine revolutionäre Neuerung im Bereich der Random Dot Stereo-Sehtests dar. Mithilfe einer roten Basisplatte und sechs magnetischen Testkarten wird nach dem bewährten Prinzip des Lang-Stereotests die räumliche Wahrnehmung des Kindes ohne die Notwendigkeit spezieller Brillen untersucht.

Die Preferential Looking-Methode (PLM) in Verbindung mit dem Lang-Stereopad ermöglicht es, die räumliche Sehfähigkeit auch bei Babys, Kleinkindern und sprachbehinderten Menschen zu beurteilen.

Dem Prüfling werden zwei Random Dot Testkarten mit identischer Helligkeit, Struktur und Größe präsentiert. Auf einer der Karten ist eine räumliche Figur sichtbar. Diese Karte wird bei der Darbietung bevorzugt betrachtet.

Die Test-Figur auf der Karte wird nur sichtbar, wenn das Linsenraster senkrecht ausgerichtet ist. Bei Betrachtung mit nur einem Auge oder bei einer 90° Drehung der Karte bleibt die Test-Figur dagegen unsichtbar.

Die sechs Test-Figuren weisen Querdisparationen in den Abstufungen 1.000, 600, 400, 200, 100, und 50 Bogensekunden auf. So lässt sich auch die Stereo-Sehschwelle überprüfen.

Mit dem Lang-Stereopad und der PLM steht Fachleuten ein leistungsstarkes Tool zur Verfügung, um die räumliche Sehfähigkeit auch bei jüngsten Patienten zuverlässig zu testen.

Die Vorteile des Lang-Stereopads in Kombination mit der PLM liegen vor allem in der kinderfreundlichen Untersuchung:

  • Brillenfreiheit: Im Gegensatz zu anderen Stereosehtests erfordert das Lang-Stereopad keine Brille. Dies erleichtert den Testprozess besonders bei Babys und sehr kleinen Kindern.
  • Interaktive Elemente: Durch das Drehen der Testkarten oder des gesamten Pads sowie beliebte Testfiguren ist das Testverfahren für Kinder interessant und spannend.
  • Direkte Reaktionen: Da viele Kinder nicht nur schauen, sondern auch auf die Karten zeigen oder tippen, bietet dies eine zusätzliche Bestätigung ihrer Wahrnehmung.
  • Flexibilität: Die sechs verschiedenen magnetischen Karten ermöglichen eine Vielzahl von Testkombinationen und die Möglichkeit, die Stereoschwelle zu untersuchen.

Ablauf der PLM mit dem Lang-Stereopad®

  1. Vorbereitung:

    • Machen Sie sich im Vorfeld mit der Testmethode vertraut.
      Eine ausführliche Anleitung steht Ihnen zur Verfügung.
    • Legen Sie zwei magnetische Karten auf die rote Basisplatte.
    • Drehen Sie eine der Karten um 90°, sodass die Figur durch das waagerechte Linsenraster unsichtbar wird.
    • Prüfen Sie vorab die korrekte Sichtbarkeit einer Testfigur.
  2. Präsentation:

    • Platzieren Sie das Kind frontal vor sich.
    • Präsentieren Sie dem Kind die Basisplatte mit den 2 Karten im Leseabstand von 25 bis 40 cm.
    • Wenn das Kind die sichtbare Figur erkannt hat, drehen Sie das gesamte Pad um 90 Grad. Das Kind sollte nun die zweite Figur erkennen.
    • Wiederholen Sie den Vorgang mit Karten geringerer Querdisparität, um die Stereo-Sehschwelle zu ermitteln.
  3. Beobachtung:

    • Verfolgen Sie Augenbewegungen und Blickverhalten.
    • Achten Sie darauf, welche Karte das Kind länger betrachtet, darauf zeigt oder diese antippt.
    • Notieren Sie nach jedem Schritt Ihre Ergebnisse und die dabei verwendete sichtbare Testfigur.
  4. Interaktion:

    • Ermutigen Sie das Kind, auf erkannte Figuren zu zeigen.
    • Statt zwei können auch drei Testkarten gleichzeitig angewendet werden. Zufallstreffer werden reduziert und das Interesse der Kinder gesteigert.
  5. Auswertung:

    • Analysieren Sie die gesammelten Daten, um Rückschlüsse auf die Stereosehfähigkeit des Kindes zu ziehen.
    • Wenn das Kind klar und beständig die Karte mit der räumlichen Figur betrachtet, ist zu vermuten, dass es die Figur wahrnimmt und über Stereosehfähigkeit verfügt.
    • Ein unschlüssiges, suchendes oder abschweifendes Blickverhalten kann ein Anzeichen dafür sein, dass das Kind Schwierigkeiten hat, die räumliche Figur zu erkennen.

Es handelt es sich um den allgemein bekannten Ablauf der Preferential-Looking-Methode - hier speziell angewendet auf die Untersuchung der Stereosehfähigkeit bei Babys, Kleinkindern und sprachbehinderten Menschen mit dem Lang-Stereopad.

Gründe für die Entwicklung des Lang-Stereopad

Lang Stereotest I für PLM eingeschränkt: Zwar können für Preferential-Looking-Untersuchungen im Grunde zwei identische Testkarten des Lang-Stereotest I eingesetzt werden, bei dem dem Probanden eine Karte horizontal und die andere vertikal vorgeführt wird. Doch diese Methode hat ihre Grenzen. Schnell könnte ein Kind die vertikale Karte ignorieren, da sie keine 3D-Objekte darstellt. Alternative Testmöglichkeiten sind hier nicht vorhanden, was valide Interpretationen erschwert.

Andere Stereotests ungeeignet: Viele Stereotestverfahren bieten keine Vorlagen sowohl mit als auch ohne stereoskopischen Reiz an, weshalb sie für das Preferential Looking Verfahren nicht optimal sind.

Die Inspiration für die Entwicklung unseres neuartigen Testsystems kam hauptsächlich durch das Feedback von Orthoptistinnen: Sie wünschten sich einen Random Dot Stereotest ohne Brille. Dieser sollte verschiedene separate Testobjekte auf unvorhersehbare Weise darstellen oder verbergen und sowohl für die Untersuchung von Kindern im präverbalen Alter als auch von Menschen mit Sprachbarrieren geeignet sein.
Diesem Wunsch haben wir uns angenommen: Ab dem Jahr 2016 begannen wir mit der Entwicklung des innovativen Lang-Stereopads, das mit 6 quadratischen Karten und Testfiguren in 6 verschiedenen Querdisparitäten ausgestattet ist. 2018 wurde es auf den Markt gebracht und erfuhr eine äußerst positive Resonanz.

Wissenschaftliche Studien zur PLM mit dem Lang-Stereopad

Zwei unabhängig durchgeführte wissenschaftliche Untersuchungen mit dem Prototyp des Lang-Stereopads® bestätigten, dass wir die Erwartungen der Orthoptisten erfüllt haben:

Dott. Andrea Piantanida 2017 (Vorschau als PDF-Download)
Eine breit angelegte explorative Studie an 240 normalsichtigen Kindern einer großen Kinderaugenarztpraxis vermochte zu zeigen, dass die Kinder der jüngsten Altersgruppe von 6 bis 12 Monaten durchwegs mit dem Lang-Stereopad® mittels der Preferential Looking-Methode getestet werden konnten, jedoch mit keinem der anderen herkömmlichen Stereotests.

M. Röthlisberger und A. Frick 2018 (Siehe Artikel bei Wiley):
Mit Hilfe zweier Testkarten, eine verblindet, die zweite mit dem Testobjekt der größten Querdisparität (STAR 800') konnte in einer Längsschnittstudie bei 41 Säuglingen die erwartete Zunahme der Stereopsis zwischen dem ersten Messzeitpunkt mit 4 Monaten und dem zweiten Messzeitpunkt mit 7 Monaten nachgewiesen werden. Das Blickverhalten war dabei mittels Videoaufzeichnung dokumentiert und von unabhängigen Beobachtern ausgewertet worden, welche die Anordnung der Testkarten (verblindete Karte vs. Karte mit Stereo-Reiz) nicht kannten.

So wurde in der Praxis die Überlegenheit unseres neuartigen Stereotests in Kombination mit der Preferential-Looking-Methode gegenüber anderen Verfahren schon im ersten Lebensjahr bestätigt.

In den Videos wird der spielerische Umgang mit dem Lang-Stereopad® während der Testung beim Kinderarzt demonstriert. Die Kinder haben Freude an der Untersuchung und agieren aktiv durch Antippen mit dem Finger. Das Mädchen war 4-jährig, der Junge 11 Monate alt.

Produktdetails: Ausführliche Informationen zum Lang-Stereopad®

In der detaillierten Produktbeschreibung erfahren Sie:

  • Ausführliche Produktbeschreibung
  • Testaufbau und Zielsetzung
  • PLM bei präverbalen Kleinkindern
  • Testen der Stereo-Sehschwelle
  • Klinische Studien zum Testverfahren
  • Fotogalerie mit Produktbildern
  • Untersuchung und Anwendung
  • Schwierigkeiten und Fehler bei der Untersuchung
  • Technische Spezifikationen, Pflege und Warnhinweise
  • Download Gebrauchsanweisungen, Präsentationen

► Produktdetails Lang-Stereopad

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